Die Energieversorgung Norwegens basiert zu einem sehr großen Teil auf Wasser- und Windkraft (99 % der Stromversorgung 2020). Der Stromverbrauch wird fast vollständig mit grüner Energie gedeckt obwohl er im Vergleich zum übrigen Europa relativ hoch ist. Die norwegische Industrie bereitet sich im Moment auf eine Erneuerung vor, die viele Möglichkeiten für neue Umwelttechnologien bieten wird. Dieser Prozess wird auch von der Regierung vorangetrieben, die im Juni 2022 eine Roadmap für den Aufbau grüner Industrien veröffentlicht hat. Ziel ist es, neue Industrien zu schaffen, die sowohl zum Wirtschaftswachstum als auch zur Energiewende in Norwegen beitragen.

Die Bedingungen für diese Umstellung sind gut, nicht zuletzt durch Norwegens Zugang zu Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Grünem Wasserstoff kommt eine zentrale Rolle im Aufbau der neuen Energieinfrastruktur zu. Die Bedingungen für dessen Produktion sind vielerorts sehr gut und es gibt reichlich Zugang zu preiswertem erneuerbarem Strom. Die Produktion von Wasserstoff ermöglicht auch Synergien mit Industrien in dem unmittelbaren Umfeld der Anlagen, die dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft entsprechen.

Die norwegische Regierung fördert die Innovation in Wirtschaft und Industrie nach dem «Verursacherprinzip» und setzt daher einen hohen Preis für CO2-Emissionen fest. Darüber hinaus wird das große Potenzial des öffentlichen Beschaffungswesens genutzt: Durch strenge Anforderungen an die Emissionsfreiheit von Fähren, öffentlichen Landtransporten und nachhaltigen Baumaterialien wird die Wirtschaft des Landes aufgefordert, wichtige Produkte ohne Emissionen zu erzeugen.

Die Re-Industrialisierung Norwegens wird Investitionen in mehreren Bereichen mit sich bringen – zu den wichtigsten gehören Offshore-Wind, Batterien, Wasserstoff, CO2-Management (CO2-Abscheidung, -Nutzung und -Speicherung), Prozessindustrie, maritime Industrie sowie Forstwirtschaft und sonstige Bioökonomie. Aufgrund seiner Größe und Technologieoffenheit hat Norwegen einen Ruf als Testmarkt für die Demonstration neuer Technologien.

Verglichen mit anderen Ländern ist die norwegische Industrie relativ überschaubar. Hohe Marktanteile gehen auf eine überschaubare Anzahl Akteure zurück – diese wiederum arbeiten in verschiedenen Innovationsforen zusammen. Die Branche ist sehr technologieaffin und für Partnerschaften mit Lieferanten von innovativen und klimafreundlichen Energie- und Industrietechnologien offen. Trotz des hohen Innovationstaktes in der norwegischen Branche sind die Akteure gerade im Hinblick auf Technologien und Komponenten in sehr vielen Fällen auf eine strategische Zusammenarbeit mit Partnern aus dem Ausland angewiesen. Deutschen Lieferanten wird empfohlen, sich vorab mit den Besonderheiten des Marktes auseinanderzusetzen, insbesondere durch Networking – nicht zuletzt, um Produkte und Dienstleistungen an die individuellen Bedürfnisse des Marktes anzupassen.