Nationalflagge Brasilien

Die brasilianische Regierung veröffentlichte Ende Dezember 2015 den Zehnjahresplan zum Energieausbau (Plano Decenal de Expansão de Energia – PDE 2024), der neue Ausbauziele für die Stromerzeugung aus Photovoltaik (PV) vorsieht. Laut dem Plan, der jedes Jahr aktualisiert wird, will Brasilien eine installierte Kapazität von 8,3 GW Photovoltaik bis 2024 erreichen. Damit verdoppelt sich das Ausbauziel für Photovoltaik im Vergleich zu dem Energieplan des Vorjahres. Von den geplanten Kapazitäten sollen 7 GW als große PV-Kraftwerke und 1,3 GW als dezentrale Anlagen errichtet werden. Im November 2015 waren in Brasilien insgesamt 32 MW Photovoltaik ans Netz angeschlossen, davon rund ein Drittel in Form von dezentralen Projekten. Insgesamt sieht der aktuelle PDE vor, dass Brasilien im Zeitraum von 2014 bis 2024 knapp 35 GW Erneuerbare-Energien-Anlagen (Photovoltaik, Windenergie, Biomasse und kleine Wasserkraft) installiert, so dass erneuerbare Energien (EE) bis 2024 einen Anteil von 27,3% an den installierten Stromerzeugungskapazitäten hätten (2014 lag der Anteil bei ca. 16%).

Zur Umsetzung der Ziele im Bereich der dezentralen Stromversorgung, insbesondere den Ausbau von PV-Anlagen, hat das brasilianische Energieministerium (Ministério de Minas e Energia - MME) Mitte Dezember 2015 ein neues Förderprogramm veröffentlicht. Das Programm zur dezentralen Stromversorgung (Programa de Desenvolvimento da Geração Distribuída de Energia Elétrica – ProGD) entwickelt ein Szenario, wonach bis 2030 ca. 23,5 GW dezentraler Anlagen (vornehmlich Photovoltaik) in Brasilien errichtet werden könnten. Um diesen Zubau zu erreichen, sind laut Regierungsprognosen bis 2030 Investitionen in Höhe von 100 Milliarden BRL (ca. 23,5 Milliarden Euro) in die dezentrale Stromerzeugung nötig. Hierzu wurde eine Partnerschaft mit der brasilianische Entwicklungsbank (Banco Nacional de Desarrollo Económico y Social - BNDES) zur Einführung von Kreditlinien für dezentrale PV-Projekte abgeschlossen. U. a. wird die BNDES Kredite zu Sonderkonditionen für PV-Projekte in Schulen, Universitäten und Krankenhäusern anbieten. Über die Höhe dieser Kredite ist noch nichts bekannt. Neben dieser Partnerschaft wurden laut Angaben des MME 2015 bereits weitere relevante Maßnahmen zur Umsetzung des ProGD auf den Weg gebracht, die 2016 fortgeführt werden sollen. So hat die Regierung die Abgaben auf den Import von Komponenten für PV-Installationen von 14% auf 2% gesenkt. Diese Änderung ist noch bis zum 31. Dezember 2016 gültig.

Eines der wichtigsten zukünftigen Ziele des ProGD ist es, einen regulativen Rahmen einzuführen, der die Veräußerung des dezentral erzeugten Stroms auf dem brasilianischen Strommarkt ermöglicht. Das ProGD hat bereits einen Referenzpreis von ca. 104 Euro pro MWh für die Abnahme von Strom aus dezentralen PV-Systemen festgelegt. Im Rahmen des brasilianischen Net-Metering-Systems kann jedoch bisher über den Eigenverbrauch hinaus erzeugter Strom nur gegen Kredite bei den Stromversorgungsunternehmen, nicht aber auf dem freien Markt veräußert werden. Als weiteren Anreiz zur Nutzung des Net-Metering-Systems, will das MME den Strom, der im Rahmen des Net-Metering-Systems selbst erzeugt wird, von der brasilianischen Umsatzsteuer ICMS (Imposto sobre Operações Relativas à Circulação de Mercadorias e Serviços), befreien. Die Befreiung ist bereits in einzelnen brasilianischen Bundesstaaten erfolgt (vgl. Marktnachricht vom 10.09.2015) und soll 2016 in weiteren Staaten umgesetzt werden.