Wolfgang Langen, Referatsleitung

© BMWK

Herr Dr. Langen, was erhoffen Sie sich durch die Bündelung wichtiger Förderinstrumente in Ihrem Referat?

Es war eine strategische Entscheidung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), die verschiedenen außenwirtschaftlichen Instrumente zu bündeln. Damit wollen wir in den Zielmärkten eine größere Wirkung entfalten und die außenwirtschaftspolitischen Anliegen des BMWK konsistent und zielgenau einbringen.

Ich bin jetzt seit etwa zwei Monaten in dieser Position, und verschaffe mir einen Überblick über die Instrumente und Abläufe. Mein erstes Anliegen ist es, Informationsaustausch und gegenseitiges Lernen zu organisieren: Welche Maßnahmen sind im jeweiligen Programm erfolgreich und warum, wie können wir Synergien nutzen? Und dann eine gemeinsame Konzeption schaffen. Diese Punkte stehen jetzt an und werden dann Schritt für Schritt in den nächsten Monaten implementiert. So soll die Verzahnung letztlich zu besseren Ergebnissen in den Zielmärkten führen.

Ändert sich durch die Verzahnung auch etwas für die deutschen Unternehmen, die von den Instrumenten profitieren?

Der Auftrag des Referats und die Zielsetzung, die wir in allen Initiativen erreichen wollen ist ja, insbesondere mittlere und kleine Unternehmen (KMU) bei der Erschließung von Auslandsmärkten zu unterstützen. Und das ist auch unser Anspruch, genau für diese Aufgabe die passenden Instrumente zur Verfügung zu stellen. Deshalb treffen wir solche Entscheidungen nicht am Schreibtisch, losgelöst von den Unternehmen, sondern treten in einen engen Austausch, vor allem mit den Verbänden. Auch über die Veranstaltungen findet ein permanenter direkter Austausch mit den Unternehmen statt. Indem wir voneinander lernen und über den Tellerrand der spezifischen Branche blicken, können wir insgesamt besseren Zugang zu den Märkten für die KMU gewähren. Das ist mein Anliegen.

Speziell die Exportinitiative Energie läuft bereits seit 20 Jahren erfolgreich, gerade in letzter Zeit hat es in der Energie- und Außenwirtschaftspolitik einige disruptive Veränderungen gegeben. In welche Richtung wird sich das Förderangebot im Bereich klimafreundlicher Energielösungen jetzt entwickeln?

Auf disruptive Veränderungen wie zum Beispiel im Energiebereich, hat das Bundeswirtschaftsministerium bereits reagiert und wird dafür auch in Zukunft bereit sein. So arbeitet das BWMK intensiv daran, die Resilienz des deutschen Energiesystems zu verbessern und die Interessen der deutschen Wirtschaft in Bezug auf Exportchancen zu verbessern und auszubauen.

Dieser Auftrag hat sich im Grunde seit der Begründung der Exportinitiative Energie nicht verändert, aber natürlich befinden wir uns heute in einem anderen Kontext. Einmal haben sich die Anforderungen, die uns durch den Klimaschutz gestellt werden, verändert und das nicht nur aus der Sicht von Deutschland, sondern der Staatengemeinschaft. Das Pariser Klimaschutzabkommen gibt einen ganz konkreten Pfad vor, innerhalb dessen wir handeln müssen. Darauf reagieren auch die Förderprogramme, die an die Veränderungen der Rahmenbedingungen angepasst werden. Das machen wir etwa bei der strategischen Entscheidung zur Auswahl der Zielmärkte und Maßnahmenplanung, indem wir bestimmte Schwerpunkte setzen und Themen festlegen. Dafür berücksichtigen wir einerseits das Interesse und die Möglichkeiten der Wirtschaft und auf der anderen Seite den energiepolitischen Rahmen.

Ein konkretes Beispiel wäre…

Da wäre zum Beispiel das Thema Wasserstoff, das in den letzten Jahren immer wichtiger geworden ist. Der Brennstoff Wasserstoff soll fossile Energieträger substituieren. Die Bundesregierung hat diese Bemühungen in der nationalen Wasserstoffstrategie ausbuchstabiert, um das Thema voranzutreiben. Das ist ein Punkt, den die Exportinitiative Energie mit ihren Maßnahmen aufgegriffen hat, um in diesem sich entwickelnden Feld Platz für deutsche Unternehmen zu schaffen. Das ist eine ganz konkrete Reaktion auf ein geändertes energiepolitisches Umfeld, wo aber auch spürbar die Unternehmen selbst Marktchancen sehen. Und wenn wir das unterstützen können, machen wir das sehr gerne.

Auch wenn in der Exportförderung die Blickrichtung vorrangig nach außen gerichtet ist, betrachten wir unsere Aufgaben natürlich nicht losgelöst von den energiepolitischen Gegebenheiten in Deutschland. Weil der Großteil der Unternehmen sich zunächst einmal hier auf dem Heimatmarkt bewegt bevor sie Exportchancen in anderen Ländern weltweit suchen. Insofern ist es auch immer wichtig, dass wir hier in Deutschland gute Referenzprojekte haben. Ein Heimatmarkt, in dem wir unsere Technologie erprobt haben, der sich auch sehr gut entwickelt hat, wenn Sie an den Ausbau der erneuerbaren Energien denken. Und mit diesen Referenzen kann man dann auch besser auf Auslandsmärkte zugehen und die deutschen Produkte anbieten. Eine der Maßnahmen der Exportinitiative Energie sind Informationsreisen, in deren Rahmen wir Delegationen aus dem Ausland nach Deutschland einladen, um an konkreten Beispielen zu demonstrieren, wie klimafreundliche Energielösungen umgesetzt werden können. Und so sind nationale Energiepolitik mit Außenwirtschaftsperspektiven verknüpft.

Vorher waren Sie Referatsleiter im Bereich Energieforschung, Projektförderung und Marktbereitung. Welche Erfahrungen mit der deutschen Branche bringen Sie für Ihre neuen Aufgaben in der Außenwirtschaftsförderung mit?

Zunächst mal habe ich in den letzten fünf Jahren, in denen ich die Energieforschung sehr intensiv verfolgt habe, einen hohen Respekt vor den technologischen Möglichkeiten und Fähigkeiten, die wir in Deutschland haben, gewonnen. Ich bin der Meinung, dass wir einerseits eine ausgezeichnete Forschungslandschaft und andererseits eine Unternehmenslandschaft aufweisen, die im Bereich der Klima-Technologien gut aufgestellt ist und an vielen Stellen führend ist. Mit diesem Bewusstsein kann man in die Zielmärkte eintreten und sich dem Wettbewerb stellen.

Anderseits ist der Schritt von der Forschung in konkrete Produkte hinein oftmals mit Hürden verbunden. Und vielleicht können wir auch an dieser Stelle ein Stück weit unterstützen. Auch wenn Forschungsprojekte noch einen längeren Weg bis zur Umsetzung haben, können unsere Initiativen dabei helfen, dass Produkte, die hier entwickelt werden, dann auch einen Markt finden, nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Auslandsmärkten.

Worauf freuen Sie sich besonders im Hinblick auf Ihre neuen Aufgaben?

Allem voran freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit Menschen, die wie ich merke mit wirklich viel Herzblut an die Themen herangehen - sei es aus den Unternehmen, bei den Verbänden, oder in den Geschäftsstellen. Die Außenwirtschaft setzt ja auch eine kulturelle Offenheit voraus, die ich sehr sympathisch finde. Und dazu kommt natürlich auch der Kontakt mit den Partnern in den Zielmärkten, wie den Auslandshandelskammern und auch den Unternehmen. Auf diesen menschlichen Austausch bei einem fachlich anspruchsvollen Thema, darauf freue ich mich sehr.