Der chinesische Bausektor wird sich im Rahmen einer anhaltenden Urbanisierung und steigender Einkommen weiterhin stark entwickeln. Offiziellen Angaben zufolge werden in China schon jetzt jährlich Gebäude mit einer Gesamtfläche von rund 4 Milliarden Quadratmeter gebaut. Selbst vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie und deren Folgen bleibt dieser Trend zu erwarten, denn bereits im Pandemiejahr 2020 konnte der Markt dank einer schnellen wirtschaftlichen Erholung sowie dank staatlicher Unterstützungsmaßnahmen weiter wachsen.

Im aktuellen Fünfjahresplan (2021-2025) werden konkrete Ziele für den Neubau von Niedrigenergiehäusern bzw. energieeffizienten Gebäuden, die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden sowie weitere Maßnahmen zur Erreichung der „Dual Carbon“-Ziele gesetzt. Bis 2025 sollen unter anderem mehr als 350 Millionen Quadratmeter an Bestandsgebäuden energiesparend renoviert und mehr als 50 Millionen Quadratmeter an Niedrigenergiegebäuden neu gebaut werden. Der Fokus der aktuellen Zielsetzung im Gebäudesektor liegt somit auf umweltfreundlichen Neubauten, Niedrigenergieprojekten und energetischen Bestandsnachrüstungen. Bis Ende des Jahres 2019 wurden landesweit bereits fast 20 Milliarden Quadratmeter an energieeffizienten Gebäuden errichtet, 21 % mehr als zu Beginn des letzten Fünfjahresplans 2016. Im Jahr 2021 hat China es mit insgesamt 1.077 zertifizierten Projekten an die Spitze der weltweit wichtigsten Länder für LEED-Projekte geschafft. Bis 2025 sollen 100 % aller städtischen Neubauten sogenannte „grüne Gebäude“ nach chinesischem Standard sein.

Chinas klimapolitische Zielsetzungen sind ambitioniert, doch obwohl technisch und wirtschaftlich möglich, wird sich ihre Umsetzung schwierig gestalten. Durch den hohen Stellenwert des energieeffizienten Bauens in Deutschland bieten sich hier deutschen Unternehmen mit Lösungen im Bereich der Energieeffizienz und Energieversorgung aussichtsreiche Marktchancen. Gefragt sind insbesondere deutsche Lösungsanbieter von Fenster-, Türen-, Sonnenschutz-, Fassaden- und Wärmedämmsystemen, Produkten im Bereich Heizung, Lüftung und Kühlung, einschließlich damit verbundener Systemkomponenten wie Wärmepumpen, Wärmetauscher und Mess- und Steuerungseinheiten, sowie Unternehmen mit Expertise im Bereich der energetischen Sanierung. Darüber hinaus besteht ebenfalls Potenzial für Ingenieurunternehmen und Architektenbüros, da besonders in den „Second Tier“-Städten in den ostchinesischen Regionen mit heißfeuchten Sommern und kalten Wintern oftmals das technische Fachwissen fehlt, um ganzheitliche Neubauten mit einer hohen Energieeffizienz zu realisieren.

Inwieweit es gelingen wird, Geschäftsmöglichkeiten in China zu erschließen und auszubauen, wird künftig stark davon abhängen, ob und inwieweit deutsche Unternehmen innovative, auf chinesische Anforderungen angepasste Lösungen anbieten können, wie geschickt sie ihre Projektpartner auswählen und welche Förderungsmechanismen von Seiten der einzelnen Regionen und Städte im Bereich energieeffizientes Bauen zur Verfügung gestellt werden.