Ein effizienter Umgang mit Energie in Gebäuden liegt angesichts der hohen Energiekosten zugleich im Eigeninteresse der Gesellschaft und der Wirtschaft und wird daher von der litauischen Politik unterstützt. Handlungsmöglichkeiten und Sparpotential durch energiebewusste Technologie bestehen im baltischen Land besonders im Wärme- und Warmwasserbereich. Gerade in älteren Gebäuden geht viel Wärme über undichte Fenster und nicht gedämmte Wände verloren. Und davon gibt es in Litauen nicht wenige – etwa zwei Drittel des Wohnungsbestands bestehen aus maroden Sowjet-Plattenbauten. Nach Angaben von Branchenexperten beträgt der Wärmeverlust in diesen Gebäuden rund 40-50 Prozent.

Entsprechend hoch ist der Sanierungsbedarf, um die Vorgaben der Energieeffizienzrichtlinie 2012/27/EU zu erfüllen. Nach Vorgabe der Richtlinie müssen auch alle Neubauten sukzessive höchsten Energieeffizienzstandards entsprechen. Dabei soll der öffentliche Sektor beim Energiesparen mit gutem Beispiel vorangehen. Dazu wurden in Litauen die EU-Vorschriften in entsprechende Programme und Maßnahmenpläne zur Erhöhung der Energieeffizienz in öffentlichen Gebäuden übersetzt. Auch wurde eine langfristige Strategie der Modernisierung des Gebäudebestandes verabschiedet. Ab 2021 sollen in Litauen nur noch solche Gebäude gebaut werden, die nicht wesentlich mehr Energie verbrauchen, als sie selbst erzeugen (Nahe-Null-Energie-Gebäude). Die digitale Infrastruktur, die Tech-Affinität sowie das Know-how der Litauer bieten zudem Potenzial für Smart Home Produkte. Das wachsende Bedürfnis an Komfort, aber auch Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein und Kosteneinsparung spielen eine wichtige Rolle.

Deutsche Unternehmen können von den vorhandenen Potenzialen in Litauen profitieren, wenn sie sich strategisch auf dem Markt platzieren. Entscheidendes Kriterium ist die Qualität der Produkte, um sich auf dem engen Markt des nachhaltigen Bauens, Baus von Niedrigenergie- und Passivhäusern in Litauen behaupten zu können. Zum einen sind deutsche Produkte in der Regel nicht in der Lage, über den Preis zu konkurrieren. Zum anderen sind die Qualität litauischer Anbieter und die Erwartungshaltung der Kunden in den vergangenen Jahren gewachsen, sodass an deutsche Produkte höchste Ansprüche gestellt werden. Begünstigt werden deutsche Anbieter vom guten Ruf ihrer Erzeugnisse: das Label „Made in Germany“ wird sehr geschätzt. Beachtet werden muss aber dennoch die Preisempfindlichkeit der Privatverbraucher. Deutsche Produkte bieten sich daher vor allem dort an, wo größere Projekte anstehen oder genug Geld zur Verfügung steht, um in hoher Qualität zu bauen.

Die vorliegende Zielmarktanalyse stellt die politischen und finanziellen Rahmenbedingungen sowie konkrete Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz im Gebäudesektor und für den Bereich der Smart Home-Technologien dar. Sie gibt eine Übersicht über die Ausgangslage und die vorherrschenden Markt- und Gesetzesstrukturen zur Umsetzung energieeffizienter Maßnahmen in Gebäuden in Litauen. Aufgezeigt werden soll damit, wie groß der Markt des größten der drei baltischen Staaten ist, welche Eigenheiten er aufweist und welche Anforderungen und Marktchancen für deutsche Unternehmen bestehen.