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Marktanalysen 30.12.2021 - Energieerzeugung

Bosnien und Herzegowina: Eigenversorgung mit erneuerbaren Energien für Industrie und Gewerbegebäude AHK-Zielmarktanalyse 2021

Einleitung

Bosnien und Herzegowina verfügt über gute einheimische Energieressourcen, jedoch ist die Energieversorgung bisher wenig nachhaltig ausgestaltet. Die Verabschiedung der langfristigen Energiestrategie 2018 - 2035 im Jahr 2018 beweist, dass sich BiH nun auf den Weg macht hin zu einer klimafreundlicheren Energiepolitik, wenngleich die Ziele schon im Nationalen Aktionsplan für erneuerbare Energien (NREAP) im Jahr 2016 festgelegt worden waren.

  • Anwendungsfeld/ Technologie: Energieerzeugung, Solarenergie, Energieinfrastruktur, Bioenergie, Industrie- und Gewerbeeffizienz, Windenergie
  • Zielmarkt: Bosnien-Herzegowina
  • Zielregion: Südosteuropa
 ZMA Bosnien 2021

Diese Zielmarktanalyse gibt zunächst einen Überblick über die allgemeine politische und wirtschaftliche Entwicklung in Bosnien und Herzegowina (BiH) und den politischen, rechtlichen und institutionellen Rahmen in der Energiewirtschaft. Es folgt ein Überblick über das technische und wirtschaftliche Potenzial von erneuerbaren Energien in BiH sowie eine Betrachtung des Nutzungsgrades verschiedener Arten der erneuerbaren Energie für Industrie und Gewerbegebäude. Es werden die Marktchancen für deutsche mittelständische Unternehmen in diesen Bereichen aufgezeigt sowie die wichtigsten Marktbarrieren und Handlungsempfehlungen für deutsche Unternehmen, die an einem Markteinstieg interessiert sind.

Die Erzeugung von Strom im Land erfolgt größtenteils in thermischen Kraftwerken und in Wasserkraftwerken. Neben Wasserkraft (35,3%) wird Strom vornehmlich durch Kohle, Gas und Öl (60,7%) sowie Wind- und Solarkraftwerke (4%) erzeugt. Die größten Stromverbraucher im Land sind Haushalte mit einem Anteil von 43% (2019), die Industrie mit 32,9% (2019) und sonstige Verbraucher, einschließlich Bau, Transport und Landwirtschaft mit 24,1% (2019). In Gewerbegebäuden, die 50% des gesamten Endenergieverbrauchs in Bosnien und Herzegowina verbraucht, beträgt der Heizenergieverbrauch beispielsweise 160-180 kWh/m2 pro Jahr, was im Vergleich zu Industrieländern und neuen Standards drei- bis viermal höher ist. Die Wirkungsgrade der Energieumwandlungsvorrichtungen sind sehr niedrig, die Geräte selbst unterliegen dem menschlichen Faktor und dies erhöht die Energiekosten. Die Industrie in BiH ist ziemlich unterentwickelt, etwa 32,9% des Energieverbrauchs werden an recht energieintensive Unternehmen verschwendet, was bedeutet, dass viel Energie pro Produkteinheit (kWh/kg) verbraucht wird. Mögliche Einsparungen im Industriesektor von Bosnien und Herzegowina betragen ca. 40%, 25% durch die Einführung von EE (Energieeffizienz)-Verstärkungsmaßnahmen und 15% durch die Einführung des EMS (Environmental Management Systems).

Die statistisch erfasste Wärme wird in BiH vornehmlich in Heizwerken mit Anschluss an Fernwärmenetze erzeugt. Im Jahr 2019 waren dies 59,2% der Erzeugung. Der Rest wurde in thermischen Anlagen außerhalb von Fernwärmesystemen (30,3%) und in der Industrie zur Selbstversorgung produziert (10,5%). Hauptenergieträger für Wärme in BiH sind Kohle, Öl und Erdgas. Der bosnisch-herzegowinische Energiemarkt ist seit 2015 liberalisiert und somit auch für private Anbieter geöffnet. Die erneuerbaren Energien werden in BiH vornehmlich durch garantierte Einspeisetarife gefördert: in der Föderation BiH (FBiH) für 12 Jahre; in der Republik Srpska (RS) für 15 Jahre. Verschiedene internationale Organisationen bieten finanzielle Unterstützung für nachhaltige Energieprojekte im Bereich der erneuerbaren Energien. Einige internationale Firmen sind bereits im bosnisch-herzegowinischen Energiemarkt aktiv. Für deutsche Unternehmen bieten sich Marktchancen u.a. bei der Aufrüstung der bestehenden Fernwärmesysteme sowie der Lieferung von Ausrüstung für verschiedene Kraftanlagen.