Der vietnamesische Strommarkt befindet sich inmitten eines Transformationsprozesses mit der Zielsetzung, mehr Wettbewerb in allen Marktprozessen zu ermöglichen und den Anteil erneuerbarer Energien deutlich zu steigern. Die neue Leitstrategie für den Energiesektor, Politbüro-Resolution 55 vom Februar 2020, setzt dabei für das Jahr 2030 die Zielmarke eines Anteils von 20 Prozent erneuerbarer Energien am gesamten Primärenergiebedarf. Bis 2045 soll ein Anteil von 30 Prozent erreicht werden. Der aktuelle Entwurf des Power Development Plan 8 (PDP 8) sieht einen Anteil von 30 Prozent Wind-, Solar- und Bioenergie an der Gesamtstromerzeugung bis zum Jahr 2030 vor. Bis zum Jahr 2040 soll der Anteil auf 40 Prozent und bis zum Jahr 2045 auf 44 Prozent ansteigen.

Der Solar- und Windenergiemarkt in Vietnam boomt. Innerhalb von zwei Jahren wurden rund 8.000 MW netzgebundene Solarstromkapazität auf Land- und Wasserflächen sowie rund 9.000 MW Aufdachsolarleistung von lokalen und internationalen Investoren errichtet. Bis Ende 2021 werden zudem insgesamt mehr als 5.000 MW Windenergie erwartet.

Zunehmend tritt die Netzintegration in den Vordergrund. Derzeit führt das Land die ersten Ausschreibungen für Solar durch, und ein Pilotmodell für ein an den Großhandelsmarkt gekoppeltes privates Stromliefermodell (Direct Power Purchase Agreement (Direct PPA)) wird vorbereitet. Bis 2025 könnte der Windmarkt auf Basis der bereits genehmigten Projekte auf über 8.000 MW anwachsen. Bis 2030 plant die Regierung auf Basis des aktuellen PDP 8 Entwurfs, die Windenergie Kapazität auf rund 16.000 MW und bis 2040 auf bis zu 35.000 MW auszubauen. Ein Einstieg in Wind auf See ist auch geplant.