Die schwierige wirtschaftliche Lage und die erst seit wenigen Jahren stabile politische Situation haben den Ausbau von Stromerzeugungskapazitäten in Madagaskar bisher erschwert. Es leben knapp 65% der Bevölkerung in ländlichen Regionen, wobei davon weniger als 5% Zugang zu Strom haben. Aufgrund dieser Stromarmut ist die Nutzung von Holz und Holzkohle zum Kochen weit verbreitet, welche der Gesundheit und der Umwelt schadet und zur großflächigen Abholzung der Wälder beiträgt. Kerosinlampen, die zur Beleuchtung genutzt werden, führen langfristig zu gesundheitlichen Schäden. Die fehlende Elektrifizierung hindert generell die soziale wie auch wirtschaftliche Entwicklung des Landes und steht daher im Fokus der madagassischen Regierung.

Die Energiestrategie 2030 der Regierung nennt die Elektrifizierung von 70% der Bevölkerung als vorrangiges Ziel. Dazu werden für alle 22 Regionen des Landes Konzessionen für die dezentrale Energieversorgung ausgeschrieben, der Fokus soll auf der Nutzung von erneuerbaren Energien durch die Ausweitung von On-Grid-, Mini-Grid- und Off-Grid-Lösungen liegen. Der generelle politische Wille zur verstärkten Nutzung und zum Ausbau erneuerbarer Energien ist somit vorhanden, die gesetzlichen und regulativen Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien sind jedoch noch schwach entwickelt.

Wasserkraftwerke stellen neben Dieselkraftwerken die meist genutzte Stromquelle auf Madagaskar dar. Die bisher installierte Wasserkraftkapazität beläuft sich auf gerade einmal 160 MW, was nur ca. 2% des technisch möglichen Potentials in Höhe von 7.800 MW entspricht. In einer von der Weltbank veröffentlichten Studie aus dem Jahr 2017 wurde festgestellt, dass auch speziell die Ausbaupotentiale der Kleinwasserkraftwerke (1 – 20 MW) in Madagaskar sehr groß sind. Die Ergebnisse dieser Studie und die bisher positiven Erfahrungen mit der Wasserkraft auf Madagaskar bieten eine äußerst gute Grundlage für den weiteren Ausbau des Sektors. Auch die Instandhaltung und das Repowering der bisher gebauten Wasserkraftwerke stellen Geschäftsmöglichkeiten für Unternehmen im Bereich der Wasserkraft dar. Lokale Unternehmen verfügen nur über unzureichende Erfahrungen und es sind kaum lokale Produkte und Dienstleistungen in diesem Bereich erhältlich. Aus all diesen Faktoren resultieren sehr gute Geschäftschancen für deutsche Firmen aus der Wasserkraftbranche.