Ukraine

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Aus einer Pressemitteilung zur Ukraine Recovery Conference diese Woche in London geht hervor, dass die EU über einen Zeitraum von vier Jahren bis zu 50 Milliarden Euro in Form von Zuschüssen und Darlehen für den Wiederaufbau der Ukraine mobilisieren wird. Die Fazilität wird die Bemühungen der Ukraine um die Aufrechterhaltung der makrofinanziellen Stabilität, die Förderung der Erholung sowie den Wiederaufbau und die Modernisierung des Landes unterstützen. Außerdem hat die Kommission Interesse an der Unterstützung eines innovativen Pilotprogramms der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung bekundet: Das Programm zielt darauf ab, Marktversagen zu überbrücken, um ukrainischen und internationalen Unternehmen den Zugang zu Kriegsversicherungen zu erleichtern. Die Garantien schützen zukünftige private Investitionen und versichern die internationale Schifffahrt und den internationalen Handel vor Kriegsrisiken.

Pläne für die Verwendung der Gelder liegen bereit. Vor der Konferenz machte Rostyslav Shurma, stellvertretender Leiter des Büros von Präsident Selenskyj, gegenüber Reuters deutlich, dass der erste Schwerpunkt des Wiederaufbaus auf der Eisen- und Stahlindustrie liegen werde. Der Sektor machte in 2021 rund 10 % des ukrainischen BIP und ein Drittel der Exporteinnahmen aus und beschäftigte rund 600.000 Menschen. Außerdem entfielen auf diesen Sektor 15% der Kohlenstoffemissionen des Landes. Jetzt biete sich aber die Gelegenheit, eine Industrie aufzubauen, die stattdessen auf erneuerbaren Energiequellen basiert. Dies könnte es dem Land ermöglichen, der weltweit günstigste Lieferant von grünem Stahl zu werden, der unter anderem auch für den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien benötigt wird. Ukrainische Energieplaner sprachen sich bereits zuvor dafür aus, einen ukrainischen Hub für grünen Wasserstoff mit seiner Eisen- und Stahlindustrie und anderen Hubs in Europa zu vernetzen. Die Vorbereitungen für die Wiederherstellung der Industrie werden etwa 18 Monate in Anspruch nehmen, mit dem Bau wird jedoch erst nach Kriegsende begonnen.

Fachleute sprechen sich für den schnellen Aufbau von Erneuerbaren-Kapazitäten aus. Wiatros-Motyka, Senior Electricity Analyst bei Ember, einem unabhängigen Think Tank mit Sitz in Großbritannien, der die globale Energieerzeugungsindustrie beobachtet, sagte: „Mit ihren niedrigen Kosten, dem schnellen Bau und der Immunität gegenüber zahlreichen Risiken, die mit der Nutzung fossiler Brennstoffe verbunden sind, erweisen sich Solar- und Windenergie als entscheidende Faktoren, um sowohl die Stabilität der aktuellen Energieversorgung der Ukraine zu stärken als auch den Grundstein für die Erholung ihres Energiesystems zu legen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass diese Projekte durch internationale Finanzierung unterstützt werden, vor allem angesichts des anhaltenden Kriegsgeschehens“.

Im 3. Quartal 2023 plant die Exportinitiative eine Online-Informationsveranstaltung zu Maßnahmen zum Wiederaufbau (Gebäude, Infrastruktur, erneuerbare Energie) in der Ukraine.