Claudia Dörr-Voß, Staatssekretärin im BMWi, eröffnete mit einer motivierenden Rede

Claudia Dörr-Voß, Staatssekretärin im BMWi, eröffnete mit einer motivierenden Rede

© BMWi

Staatssekretärin Dörr-Voß appellierte an die anwesenden deutschen UnternehmerInnen: „Wir wollen Sie ermuntern, die Herausforderungen zu wagen und die Chancen zu nutzen. Dabei wollen wir Sie so gut es geht unterstützen!“ Fehlende Infrastruktur, fehlende Fachkräfte und wenig Arbeitsplätze im Energiesektor – das sind nur einige der Schwierigkeiten, mit denen die Wirtschaft vor Ort zu kämpfen hat. Die deutschen Unternehmen sind größtenteils noch etwas zurückhaltend, was den Export nach Afrika angeht. Doch dass die Herausforderungen niemanden abschrecken sollten, machten neben der Staatssekretärin auch die eingeladenen ExpertInnen und UnternehmensvertreterInnen, die bereits erfolgreich in Afrika aktiv sind, deutlich.

Laura Kimani lebte jahrelang in Kenia und ist nun Projekt Manager Afrika bei der BayWa r.e. Solar Projects GmbH. In ihrer Keynote teilte sie Erfahrungen aus erster Hand: „Es ist nicht immer ganz einfach und man braucht einen langen Atem, denn Herausforderungen gibt es viele. Doch es lohnt sich!“ Für den Erfolg ist aber nicht nur die eigene Firma entscheidend. Kimani: „Dafür braucht es auch kompetente Partner vor Ort.“

Einblicke aus erster Hand während der Podiumsdiskussion

Diese Erkenntnisse konnten andere Unternehmer nur bestätigen. Auf dem Unternehmenspanel, das wie die gesamte Veranstaltung von der charmanten Moderatorin Carolin Roth geleitet wurde, gaben Chiara-Felicitas Otto (Eight Innovations GmbH), Carsten Halle (Jonsol GmbH) und Tobias Merkel (SOLAR23 GmbH) kurzweilige Einblicke in ihre Arbeit vor Ort. Sie wurden bei ihrem Afrika-Geschäft von verschiedenen Programmen der Exportinitiative Energie unterstützt. „Das RES-Projekt in Ruanda gab uns die Möglichkeit, dort Fuß zu fassen und den Markteintritt zu schaffen“, berichtete Otto. „Wir konnten durch das Projekt auf den Erfahrungsreichtum und die Kontakte vor Ort zurückgreifen. Ich bin sehr froh und dankbar für die Unterstützung.“ Noch ein Faktor war wesentlich: „Mit dem Bundesadler – sprich: mit der Unterstützung des BMWi - bekommt man leichter Zugang.“ Carsten Halle machte ähnliche Erfahrungen: „Made in Germany hilft sehr, aber der deutsche Preis ist höher als der chinesische, das ist natürlich ein Problem. Aber der Bundesadler öffnet Türen, dadurch schafft man den Einstieg.“ Ihm gefiel am Geschäftsreiseprogramm besonders die Unterstützung beim Business Development. Dadurch konnte er Aufwand, Zeit und Kapazitäten sparen. „Wir bekommen Marktinformationen in Form von Studien und Factsheets. Dazu kommen die Kontakte zu potenziellen Kunden, es werden von der Auslandshandelskammer (AHK) vor Ort individuelle Termine für uns gemacht. Ich spare mir zwei Mitarbeiter, die sich sonst darum kümmern müssten. Für uns als kleines Unternehmen ist das sehr wichtig.“ Ein weiterer wesentlicher Faktor sei das Übersetzen und Vermitteln vor Ort gewesen, was ebenfalls die AHK für die Unternehmen übernehme.

Tobias Merkels Firma ist bereits in 20 afrikanischen Ländern aktiv. Er gab den Anwesenden vor allem einen Rat: Augen auf bei der Kompagnon-Wahl. „Am Ende steht und fällt alles mit den Partnern vor Ort.“ Merkel machte ebenfalls die Dringlichkeit des Themas Ausbildung deutlich: „Wir Deutschen sind für den Transfer von Know-how bekannt. Damit kommt aber auch eine gewisse Verantwortung.“ Eine Erkenntnis, die an diesem Tag auch von den Experten im Bereich Aus- und Weiterbildung unterstrichen wurde.

Die erfolgreichen Exporteure hatten darüber hinaus weitere Tipps für ihre Kollegen, die ebenfalls in Afrika Fuß fassen wollen. „Die Afrikaner sind eher lösungsorientiert und so sollte man sich auch präsentieren. Wenige effektive Power-Point-Folien bringen viel mehr als 200 Slides“, sagte Carsten Halle. Chiara-Felicitas Otto schwor auf eine ausgiebige Vorbereitung: „Man muss den Markt gut kennenlernen, zwei bis drei Mal hinreisen. Verlässliche Partner vor Ort, die sich um die Instandhaltung und Wartung kümmern, sind außerdem ein wesentlicher Faktor.“ Für Tobias Merkel war ebenfalls wichtig, die Besonderheiten und die Größe des Kontinents nicht zu unterschätzen. „Es ist entscheidend, gezielt Märkte anzugehen, da jedes Land seine eigenen Gesetze hat. Das muss man für jedes Projekt einzeln bedenken.“

Die größte Überraschung war für Carsten Halle, dass er nicht bei Null anfangen musste, als er nach Afrika kam: „Sie sind sehr gut ausgebildet. Die Elektroingenieure vor Ort erzählen mir teilweise, was ich in meiner Kalkulation falsch gemacht habe“, so der Unternehmer lachend. Auch Otto konnte bestätigen, dass die Zusammenarbeit sehr angenehm war: „Es macht viel Spaß, mit den afrikanischen Unternehmen zusammenzuarbeiten. Da kommt wahnsinnig viel zurück. Ich kann es jedem empfehlen.“ Halle gab den Anwesenden noch einen letzten Rat mit auf den Weg: „Es geht darum, loszulegen – aber auch weiterzumachen!“

Zahlreiche Unterstützungsangebote im Überblick

Nach der informativen und angeregten Diskussionsrunde wurden die einzelnen Förderprogramme für kleine und mittlere Unternehmen, die nach Afrika exportieren möchten, präsentiert. Juliane Hinsch von der Geschäftsstelle der Exportinitiative Energie machte den Anfang im Block Geschäftsanbahnung und Projektentwicklung und verwies auf die rund 36 Veranstaltungen für den afrikanischen Markt, die 2020 angeboten werden. Mit den Maßnahmen der Exportinitiative nur in Afrika wurden allein im ersten Halbjahr dieses Jahres 119 deutsche Unternehmer gefördert und 678 ausländische Stakeholder erreicht. „Die Exportinitiative ist ein großes Netzwerk – das legen wir Ihnen zu Füßen, damit Sie es für Ihr Geschäft nutzen und ausbauen können.“ Im Anschluss präsentierten Gabriele Eichner von der dena das Renewable-Energy-Solutions-Programm, das Referenzprojekte fördert, und Martin Hofmann von der GIZ das Projektentwicklungsprogramm (PEP) der Exportinitiative Energie, das Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern unterstützt.

Einblick in die Projektförderung mit entwicklungspolitischem Schwerpunkt gaben Ian Lachmund (AWE), der zu den Themen Machbarkeitsstudien, Africa Connect und German Desks referierte, und Verick Schick (AWE) zu develoPPP.de. So soll AfricaConnect beispielsweise die Lücke füllen, die die internationale Finanzierungsszene lässt und Investitionen im Bereich von 57.000 bis vier Millionen Euro fördern. Lachmund: „Unser Ziel ist, den Unternehmen den Zugang in die Instrumente zu erleichtern.“

„Wir unterstützen, dass Sie bleiben und weitermachen können“, sagte Christian Glenz vom BMWi in seinem Kurzvortrag zu den Investitionsgarantien des Bundes. Weiteren Einblick in das komplexe Thema Finanzierung gaben Bastian Kern (BMWi) zu den Exportkreditgarantien und Dr. Jörg-W. Fromme (DFIC) zur Finanzierungsberatung der Exportinitiative Energie. „Gehen Sie die Dinge aktiv und frühzeitig an – beginnen Sie möglichst schnell, sich mit den Märkten auseinander zu setzen“, riet Dr. Fromme den Unternehmen.

„Es ist besonders wichtig, zu Beginn des Investments gleich den Bereich Ausbildung mitzudenken“, mahnte Martina Kollberg vom BMWi, die die Vorzüge des Skills Expert-Programms aufzeigte. Neben ihr stellten Gerhard Ressel vom BMZ (BMZ Sonderinitiative Ausbildung und Beschäftigung, in acht afrikanischen Ländern tätig) und Steffen Müller von der GIZ (German Training Week, PEP) ihre Programme zur Aus- und Weiterbildung vor. Die German Training Week soll lokalen Projektentwicklern sämtliche Aspekte der Projektentwicklung näherbringen, während deutsche Unternehmer als Trainer von dem frühzeitigen Kontakt profitieren und sich vor potenziellen Investitionen ein gutes Bild von der Situation vor Ort machen können.

Interaktive Expertenrunden und Networking

In den Expertenrunden am Nachmittag konnten die Unternehmer ihre individuellen Fragen an die Experten richten.

In den Expertenrunden am Nachmittag konnten die Unternehmer ihre individuellen Fragen an die Experten richten.

© BMWi

Nach dem Überblick und Input am Vormittag konnten die Unternehmer in den Expertenrunden am Nachmittag in acht kleinen Gruppen ihre individuellen Fragen an die jeweiligen Experten richten. Es gab einen regen Austausch, der bei anschließendem Networking fortgesetzt wurde.

Nach der Veranstaltung fand weiterhin ein reger Austausch unter den Teilnehmern statt

Nach der Veranstaltung fand weiterhin ein reger Austausch unter den Teilnehmern statt

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„Wir versuchen, Themen zu finden, die in der Energiebranche auf großes Interesse stoßen – Afrika war ein Volltreffer“, resümierte Christina Wittek, Referatsleiterin der Exportinitiative Energie im BMWi. Nach Abschluss der ganztägigen Veranstaltung gaben die Teilnehmer begeistertes Feedback. „Ich möchte zu der hervorragenden Afrika-Veranstaltung des BMWi gratulieren. Man konnte wirklich nichts besser machen, eine informative und vor allem auch kommunikative Veranstaltung, die sicher allen teilnehmenden Firmen erhebliche Informationen geliefert hat“, lobte beispielsweise Solarpumpen-Consultant Michael Schenker (KSB SE & Co.KGaA). „Obgleich ich ein altgedienter Exportfachmann bin, habe ich selten ein dermaßen gutes und gelungenes Format erlebt.“

(Carolin Wilewski)